Gesund im Netz: Neue Webseiten bieten Orientierungshilfe bei Online-Gesundheitsinformationen (Pressemeldung des BMJV)

Forschungsprojekt entwickelt Webseiten für Erwachsene und Jugendliche, die bei der Suche von Gesundheitsinformationen im Internet unterstützen und Einschätzungshilfen zur Glaubwürdigkeit von digitalen Quellen geben.

Zwei neue Webseiten helfen Menschen dabei, vertrauenswürdige von nicht-vertrauenswürdigen Informationsquellen im Netz zu unterscheiden: Während sich
www.gesund-im-netz.net an Erwachsene richtet, ist
www.klick2health.net insbesondere für Jugendliche konzipiert. Entwickelt wurden die Webseiten im Rahmen des Projekts „Orientierungshilfe im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationsangeboten“ (OriGes) am Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and
Social Sciences of Health (ceres) der Universität zu Köln in Kooperation mit der Hochschule für Gesundheit (hsg) Bochum und gefördert durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (
BMJV).

„Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher ist das Internet bei gesundheitlichen Fragen und Sorgen eine wichtige Informationsquelle – häufig sogar die erste. Umso wichtiger ist es, verlässliche Gesundheitsinformationen im Netz zu erhalten“, so Christian Kastrop, Staatssekretär im
BMJV.
„Nicht immer ist aber zweifelsfrei erkennbar, wie vertrauenswürdig die Informationen und Quellen bei Themen rund um die Gesundheit sind. Unser Anliegen ist deshalb, Menschen vor den Folgen falscher oder gar gesundheitsgefährdender Informationen zu schützen und ihnen das nötige Rüstzeug an die Hand zu geben, um seriöse von unseriösen Informationen schnell und einfach unterscheiden zu können.“

„Wir beobachten, dass nicht nur die wissenschaftlichen sondern auch die sozialen, kulturellen und ökonomischen Einflüsse und Erkenntnisse immer komplexer werden; damit steigen die Anforderungen an die Kompetenzen der Nutzerinnen und Nutzer von Gesundheitsleistungen kontinuierlich weiter an“, betont Christiane Woopen, Geschäftsführende Direktorin von ceres und Vorsitzende des Europäischen Ethikrates (EGE). „
Im Rahmen der Gesundheitskompetenz – einem unserer Themenschwerpunkte bei ceres – arbeiten wir daran, die Bürgerinnen und Bürger in die Lage zu versetzen mit der Komplexität umzugehen. Hier setzt unser Projekt an.“

Das jetzige Vorhaben OriGes II baut auf den Erkenntnissen auf, die im Rahmen des vorangegangenen Projekts OriGes I gewonnen wurden.
„Wir wollten verstehen, wie Bürgerinnen und Bürger Gesundheitsinformationen im Internet suchen und finden, und welche Kriterien ihnen für die Bewertung der Qualität von digitalen Gesundheitsinformationen wichtig sind“, erklärt Projektleiterin Saskia Jünger von ceres. Dabei habe das Team festgestellt, wie vielfältig die Bedarfe und Ansprüche der Suchenden tatsächlich sind. Zugleich seien Internetauftritte im Gesundheitsbereich häufig nicht diversitätssensibel gestaltet.
„Für uns ist entscheidend, diese Pluralität abzubilden, um einem möglichst großen Teil der Bevölkerung eine angemessene Orientierung zu bieten. Hier setzt nunmehr das Projekt OriGes II an: Ziel ist, die Orientierungshilfen bedarfsgerecht weiterzuentwickeln, für weitere Bevölkerungsgruppen auszubauen und damit einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt und zugänglich zu machen.“

Entscheidend an der Weiterentwicklung der Seiten beteiligt ist das Stadtteillabor Bochum Hustadt der Hochschule für Gesundheit (hsg), Bochum:
„Unser Forschungsort liegt inmitten des diversen Stadtteils Bochum Hustadt, in dem 3.000 Menschen aus 40 Nationen leben“, erläutert Christiane Falge, Professorin für Gesundheit und
Diversity an der hsg.
„Viele Menschen in der Community nutzen das Internet als Quelle für Gesundheitsinformationen.“ Dabei habe das Team festgestellt, dass nicht alle Quellen für jede Bevölkerungsgruppe gleichermaßen zugänglich oder verständlich seien – sei es aus sprachlichen Gründen oder weil Menschen unterschiedliche Formen der Ansprache bevorzugten. Gerade für junge Menschen sei es daher eine große Chance, sich in die Weiterentwicklung der Webseite für Jugendliche aktiv einbringen zu können.
„Durch den Austausch mit Anwohnerinnen und Anwohnern im Stadtteillabor können wir Barrieren und Ressourcen im Gesundheitssystem erkennen, die Webseiten an unterschiedliche inhaltliche und sprachliche Bedarfe anpassen und so auch kulturell öffnen.“

Neben der Evaluation und inhaltlichen Ergänzung der Webseiten mit Themen wie Cyberchondrie – eine durch intensive Suche im Internet verstärkte Hypochondrie (Krankheitsangst) -, Internetsucht und dem Umgang mit Informationen zur COVID-19-Pandemie gehört damit auch die Ausweitung des Angebots für Gruppen mit besonderen Bedarfen zum Vorhaben von OriGes II. In Planung ist weiterhin die Umsetzung der Seite in „Leichte Sprache“ und die Integration einer Vorlesefunktion, um Barrierefreiheit zu gewährleisten. Langfristig ist geplant, die Seiten in das Nationale Gesundheitsportal gesund.bund.de einzubetten.

ceres, das Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and
Social Sciences of Health, ist ein Zentrum für die interdisziplinäre Forschung, Aus- und Fortbildung sowie Beratung zu gesellschaftsrelevanten Fragen im Bereich der Gesundheit an der Universität zu Köln. Besondere inhaltliche Schwerpunkte sind das Altern und der demographische Wandel, die Gesundheitskompetenz in komplexen Umwelten und Gesundheit und Gesellschaft im digitalen Wandel.