Teilweise stattgebender Kammerbeschluss: Zur Berücksichtigung grundrechtlicher Belange des Vollstreckungsschuldners durch das Vollstreckungsgericht im Rahmen der Auslegung und Anwendung des § 261 Abs 1 BGB (Änderung einer eidesstattlichen Versicherung) – hier: Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts sowie des Gehörsanspruchs im Rahmen des Vollstreckungsverfahrens über einen Auskunftsanspruch (Stattgebender Kammerbeschluss des BVerfG 2. Senat 2. Kammer)

BVerfG 2. Senat 2. Kammer, Stattgebender Kammerbeschluss vom 17.08.2023, AZ 2 BvR 1851/22, ECLI:DE:BVerfG:2023:rk20230817.2bvr185122

Art 1 Abs 1 GG, Art 2 Abs 1 GG, Art 19 Abs 3 GG, Art 103 Abs 1 GG, § 93c Abs 1 S 1 BVerfGG

Verfahrensgang

vorgehend BVerfG, 20. Juni 2023, Az: 2 BvR 1851/22, Einstweilige Anordnung
vorgehend BVerfG, 4. Januar 2023, Az: 2 BvR 1851/22, Einstweilige Anordnung

vorgehend LG München I, 30. September 2022, Az: 16 T 10239/22, Beschluss

vorgehend LG München I, 16. September 2022, Az: 16 T 10239/22, Beschluss

vorgehend LG München I, 14. September 2022, Az: 16 T 10239/22, Beschluss

vorgehend LG München I, 25. August 2022, Az: 16 T 10239/22, Beschluss

vorgehend AG München, 15. August 2022, Az: 1537 M 30975/21, Beschluss

vorgehend AG München, 28. März 2022, Az: 1537 M 30975/21, Beschluss

Tenor

1. Der Beschluss des Landgerichts München I vom 25. August 2022 – 16 T 10239/22 – verletzt die Beschwerdeführerin zu 1. in ihrem Anspruch auf rechtliches Gehör aus Artikel 103 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 19 Absatz 3 des Grundgesetzes und den Beschwerdeführer zu 2. in seinem Grundrecht aus Artikel 2 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes. Der Beschluss wird daher aufgehoben. Die Sache wird an das Landgericht München I zurückverwiesen.

2. Im Übrigen wird die Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung angenommen.

3. Die einstweilige Aussetzung der Zwangsvollstreckung aus dem Schlussurteil des Landgerichts Düsseldorf vom 27. Januar 2020 – 5 O 390/16 – wird bis zu einer erneuten Entscheidung des Landgerichts München I über die sofortige Beschwerde der Beschwerdeführerin zu 1. verlängert.

4. Der Freistaat Bayern hat den Beschwerdeführern ihre notwendigen Auslagen im Verfassungsbeschwerdeverfahren zu erstatten.